Dekarbonisierung der Wirtschaft – mit Batteriemetallen wie Kupfer, Kobalt, Nickel, Lithium, Grafit oder Vanadium
Das Jahr 2022 brachte insbesondere im Rohstoffsektor viele Veränderungen und geradezu historische Einschnitte mit sich. Mit dem Krieg in der Ukraine gewann die erneute Blockbildung unter den wirtschaftlich und politisch relevanten Wirtschafträumen an Fahrt. Während der Westen mit Sanktionen auf Russlands Angriff reagierte, verstärkten viele andere Staaten wie China, Indien oder die Türkei die Importe von russischen Rohstoffen. Im Blickpunkt vieler Investoren stand dabei natürlich Energie: Gas aus Russland wurde nun gemieden, die Ölsorte Uralsk wurde meist um rund ein Viertel günstiger gehandelt als die Nordseesorte Brent oder das US-amerikanische WTI. Neben dem Krieg haben die Inflation und eine verschärfte Zinspolitik der meisten Notenbanken für Turbulenzen in Wirtschaft und Börse gesorgt.
Wettbewerb um Rohstoff-Vorkommen nimmt zu
Auf dem Rohstoffmarkt führten diese Veränderungen zu erheblichen Einschnitten. So hat der Wettbewerb um Lagerstätten außerhalb der drei großen Wirtschaftsräume Nordamerika, Europa und Ostasien deutlich zugenommen. China hatte die Schwächen und das Desinteresse des Westens an Afrika schon in den vergangenen Jahren genutzt, um sich strategisch an Vorkommen zu beteiligen. Dabei gelang es auch, Beteiligungen an westlichen Unternehmen aufzubauen, ohne dass dies bei Regierungen und Behörden auf Ablehnung stieß.
Deutschland bemüht sich um neue Lieferanten
Inzwischen hat sich die Lage geändert. Nicht nur die deutsche Regierung hat die Diplomaten von der Leine gelassen, um Deals einzufädeln und so der eigenen Industrie den Nachschub zu sichern. Im Fokus steht auch mit Blick auf die Veränderungen am Energiemarkt die Sicherstellung der Lieferketten für die „Dekarbonisierung“ der Wirtschaft. Dazu zählen die sogenannten Batteriemetalle wie Kupfer, Kobalt, Nickel, Lithium, Grafit oder Vanadium. Dahinter steckt der strategische Gedanke, dass Russland in den kommenden Jahren als zuverlässiger Rohstofflieferant ausfällt. Dementsprechend gilt es nun für viele westliche Staaten und Unternehmen, die Lieferketten aus Afrika, Lateinamerika oder auch Südasien zu sichern.
Besonders prekär ist die Lage bei den oben genannten Metallen auch deshalb, weil sie für die Elektrifizierung des Verkehrs und den Umbau der Energiesysteme weg von fossilen Brennstoffen unersetzlich sind. Hierzu haben die EU und die USA jeweils Listen mit „kritischen Metallen“ veröffentlicht, zu denen die meisten dieser Batteriemetalle gehören.
Vanadium: Ein Engpassfaktor für Energiespeicher
Noch nicht im Bewusstsein von Öffentlichkeit und Investoren steht dabei das Metall Vanadium mit der Ordnungszahl 23, dass sich beispielsweise auch in der Zusammenstellung kritischer Metalle des US Geological Survey (USGS) befindet. Der Zusatz des stahlgrauen, leicht bläulichen Metalls führt in Chrom-Vanadium-Stählen zu einer Erhöhung der Zähigkeit und damit zu einer größeren Widerstandsfähigkeit des Endprodukts Stahl. Etwa 85 Prozent der weltweiten Produktion landet heute in diesem Sektor. Das klingt auf den ersten Blick wenig spannend. Doch darüber hinaus kann Vanadium ein großes Problem der Erneuerbaren Energien lösen. Denn der Wind weht nicht immer und nachts scheint keine Sonne. Die gewonnene Energie kann aber in sogenannten Vanadium Redox Batterien gespeichert und bei Bedarf abgerufen werden. Sie haben den Vorteil, dass sie langlebig sind und bis zu 20 000 Mal ohne großen Leistungsverlust wieder aufgeladen werden können. Diese Energiespeicher eignen sich für große Anlagen, stehen daher in keiner wirklichen Konkurrenz zu Lithium-Ionen-Batterien, wie sie in Elektroautos zum Einsatz kommen. In China wurde mit der Kommerzialisierung dieser Vanadium-Energiespeicher bereits in den vergangenen 18 Monaten begonnen. Europa und die USA hängen bei dieser Entwicklung noch hinterher.
China und Russland dominieren den Markt
Doch das dürfte sich nun ändern. In den kommenden Jahren soll die Nachfrage nach Vanadium um etwa ein Viertel steigen. Der Bedarf der Erneuerbaren Energien soll bis 2025 rund 15 bis 25 Prozent der globalen Produktion von Vanadium ausmachen. Das sind starke Wachstumszahlen. Dabei ist die Abhängigkeit der westlichen Industrieländer hier besonders groß. Laut Daten des USGS stammen etwa 78 Prozent der globalen Produktion von Vanadium aus China und Russland. Die USA und Europa haben keine bekannten, ausbeutbaren Reserven und keinerlei eigene Produktion. Aktuell dient vor allem Südafrika als wichtiger Lieferant für die westlichen Staaten. Dabei gibt es im Prinzip genug Vanadium auf der Erde, allerdings nur selten in hoher Konzentration, so dass sich ein Abbau in den meisten Fällen nicht lohnt.
Es gibt Nischenmärkte
Einer der Player ist Vanadium Resources. Das australische Unternehmen entwickelt das Steelpoortdrift-Projekt in Südafrika. Hierbei handelt es sich um das größte, in Entwicklung befindliche Vanadium-Vorkommen der Welt. Schon vor mehr als zehn Jahren hatte Vanadium Resources in diesem Bushveld Mining-Komplex nach Vanadium gesucht. Im Fokus standen dabei Liegenschaften, auf denen sich früher Bergwerke befanden.
Attraktive Kennzahlen bei geplanter Produktion
Das Unternehmen wurde fündig und hat inzwischen den risikoreichen Status eines Explorers hinter sich gelassen und die Entwicklung des Vorkommens vorangetrieben. So legte das Unternehmen im Oktober dieses Jahres die endgültige Machbarkeitsstudie, die sogenannte definitive Feasibility Study (DFS), für das Projekt vor. Sie bildet die Grundlage für den Bau der geplanten Mine. Demnach bestätigt diese DFS das Potenzial von Steelpoortdrift, zu einem kostengünstigen Vanadiumlieferanten zu werden. Der Net Present Value (NPV) des Projekts kommt auf stattliche 1,212 Mrd. US-Dollar. Insgesamt soll dort vorerst über 25 Jahre ein jährlicher Free Cashflow von 152 Mio. US-Dollar erwirtschaftet werden. Auch die Lebensdauer der Mine kann sich sehen lassen – es wäre möglich sie um zusätzliche 67 Jahre zu verlängern.
Diese guten Finanzkennzahlen sind eine Folge des hochgradigen Vorkommens, aber auch der guten Infrastruktur in dieser Region nordöstlich der Metropole Johannesburg. Die Liegenschaft befindet sich mitten im Bushveld Komplex. Rund um das Gelände von Vanadium Resources sind somit Stromleitungen vorhanden. Zehn Kilometer südlich des Projekts wurde 2014 zudem der De Hoop-Damm fertiggestellt. Er verbessert die Wasserversorgung in dieser Gegend für Haushalte wie Industrie gleichermaßen. Rund um das Projekts befinden sich zudem geteerte Straßen, die einen problemlosen Zugang und nach Baufertigstellung auch einen Abtransport des Erzes ermöglichen. Nicht zuletzt ist der Bushveld Komplex auch an das Schienennetz am Kap angeschlossen.
Nächster Schritt: Finanzierung des Minenbaus
Im Fokus des Managements steht nun die Finanzierung der nötigen 211 Mio. US-Dollar für den Minenbau. Hierzu hat Vanadium Resources unter anderem die Spezialisten von HCF International Advisors als Partner gewinnen können. HCF hat viel Erfahrung bei Projektfinanzierungen in Afrika und allein seit dem Jahr 2003 mehr als 12 Milliarden US-Dollar bei Investoren und Banken eingeworben.
Allerdings will Vanadium Resources eine allzu starke Verwässerung der bestehenden Aktionäre vermeiden und daher nicht nur mit viel Fremdkapital arbeiten, wie es in der Branche üblich ist. Vielmehr soll den Investoren für den Bau der Vanadium-Mine ein Offtake-Partner präsentiert werden. Dabei wird ein Teil der Produktion vorab an einen Verarbeiter verkauft, im Gegenzug finanziert der Teile des Minenbaus. Den Einstieg eines strategischen Partners will das Management aber auch nicht ausschließen.
Vanadium Resources: Auch Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle
Nicht zuletzt spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit auch in der Mining-Branche eine immer größere Rolle. So hat Vanadium Resources bereits eine Vereinbarung mit DRA Global für eine nachhaltige Energiezufuhr zur Mine schließen können. Die geplante Solaranlage soll die Emission des Betriebs um mehr als ein Drittel reduzieren.
Die Aktie von Vanadium Resources hatte im Frühjahr 2022 an der Heimatbörse in Australien ein hoch ausgebildet und zeitweise mehr als 18 australische Cent gekostet. In der Folge und mit dem Einbruch der Preise an den weltweiten Aktien- und Rohstoffmärkten kam es zu Gewinnmitnahmen und auch dieser Titel musste Federn lassen. Mitte Dezember kommt Vanadium Resources auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet etwa 17 Mio. Euro. Demgegenüber steht der Nettoinventarwert (Net Present Value) des Projekts von rund 1,2 Mrd. US-Dollar. Und auch der geplante Free Cashflow von 152 Mio. US-Dollar pro Jahr übersteigt den heutigen Wert des kompletten Unternehmens um ein Mehrfaches.
Die niedrige Bewertung der Aktie ist sicherlich dem Marktumfeld geschuldet. Eine Rolle spielt dabei aber auch der Status, in dem sich das Projekt befindet. Als Musterbeispiel der Mining-Branche dient dabei das Lassonde-Modell. Demnach sind Rohstoffprojekte vor der Entdeckung eines Vorkommens und vor Beginn des Baus einer Mine regelmäßig am niedrigsten bewertet. Dies sind also die idealtypischen Einstiegszeitpunkte für Investoren. Vanadium Resources befindet sich nun direkt vor der Entscheidung zum Bau der Mine und steht somit genau an diesem aussichtsreichen Stadium.