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Von starren Regeln zu lernenden Systemen mit KI-basierter Bildverarbeitung

Die industrielle Bildverarbeitung steht an einem Wendepunkt. Klassische Systeme stoßen zunehmend an ihre Grenzen, während KI-basierte Lösungen mit One‑Click‑Training und hoher Erkennungsgenauigkeit neue Maßstäbe setzen. Entscheidend ist der Perspektivwechsel: Statt am Algorithmus zu feilen, wird die Datenbasis optimiert. Denn nur konsistente Fehlerdefinitionen erzeugen robuste Modelle, die auf dem Shopfloor bestehen.

Bevor KI-Technologie an der Linie Wirkung entfalten kann, müssen zwei Fragen geklärt sein: Wie lässt sich die Einführung so gestalten, dass sie in bestehende IT/OT-Landschaften passt? Und wie werden Teams befähigt, Modelle eigenständig zu trainieren und zu pflegen, ohne von rar gesäten Spezialisten abhängig zu sein? Antworten liefern datenzentrierte Workflows, die Inkonsistenzen früh sichtbar machen, sowie eine Architektur, die robusten, lokalen Einsatz mit zentraler Governance verbindet. So entsteht ein Rahmen, in dem NextGen Vision skalierbar wird – vom ersten Use Case bis zum Rollout über Standorte hinweg.

Die Grenzen klassischer Systeme

Seit Jahrzehnten setzen Unternehmen in der Qualitätssicherung auf regelbasierte Bildverarbeitung. Doch die Limitierungen sind offensichtlich: starre Schwellwerte, geringe Robustheit bei wechselnden Bedingungen und ein damit verbundener hoher und stetiger Re-Kalibrierungsaufwand. Schon kleine Änderungen in Beleuchtung, Optik oder Materialchargen führen zu Fehlklassifikationen und Pseudoausschuss. „Die Grenzen regelbasierter Systeme zeigen sich besonders bei komplexen Oberflächen oder hoher Variantenvielfalt, also genau dort, wo moderne Produktionslinien ihre größten Herausforderungen haben“, erklärte Peter Droege, Co‑Founder und CEO von Maddox AI, Softwarehersteller für KI-gestützte visuelle Qualitätsprüfung in der industriellen Fertigung. Für die Praxis bedeutet das: viel manuelles Nachkalibrieren, steigender Wartungsaufwand und keine echte Lernfähigkeit.

Auch „klassische“ KI bringt ohne Datenhygiene keinen Durchbruch. Unüberwachte Anomalieerkennung kann nicht zwischen tolerierten Abweichungen und echten Defekten unterscheiden; überwachte Modelle liefern ungenaue Ergebnisse, wenn Trainingsdaten uneinheitlich sind. „Der entscheidende Unterschied der nächsten Generation liegt in der Datenkuratierung. Maddox AI macht daher Inkonsistenzen sichtbar und harmonisiert sie, bevor Modelle in die Linie gehen“, so Droege. Erst wenn die Datenqualität stimmt, können KI-basierte Lösungen funktionieren.

Datenzentrierte KI statt Parameter‑Tuning

NextGen Vision Systeme denken vom Datensatz her. Label‑Noise‑Analysen decken widersprüchliche Bewertungen auf, Ähnlichkeitssuchen helfen bei der Vereinheitlichung von Fehlbildern, und Active Learning‑Routinen bringen genau die Beispiele in den Fokus, die den größten Hebel haben.
„In konsistente Fehlerdefinitionen zu investieren, lohnt sich eher als in exotische Hyperparameter. Das reduziert Pseudoausschuss und senkt den Wartungsaufwand“, betonte Droege.

One Click‑Training – KI für die Linie

Die Vision einer „demokratisierten KI“ wird mit One‑Click‑Training und Tools zur Erstellung einer konsistenten Datengrundlage greifbar: Daten annotieren, Training starten, Ergebnisse evaluieren – ohne Code, ohne Parameterdschungel. Qualitätsmanager und Produktionsteams bringen ihr Domänenwissen direkt ein. „So wird Time‑to‑Value durch geeignete KI-Plattformen wie etwa Maddox AI drastisch verkürzt: Dies löst die Abhängigkeit von wenigen Spezialisten“, sagte Droege. Versionierung, Freigabe‑Workflows und Rollback‑Optionen machen das Verfahren betriebssicher und auditierbar.

Gerade in variantenreichen Umgebungen zählt schnelles Onboarding neuer Artikel. Anstatt Wochen auf externe Anpassungen zu warten, können Teams Modelle mit reproduzierbaren Ergebnissen und klaren KPIs wie False Reject‑Rate, First Pass Yield und Zeit bis zum stabilen Betrieb schon innerhalb weniger Tage selbst anpassen.

Edge Deployment trifft Cloud Intelligenz

Robustheit auf dem Shopfloor erfordert lokale Inferenz. Modelle laufen daher auf Edge-Geräten direkt an der Linie; Ergebnisse stehen in Echtzeit bereit, unabhängig von Netzwerklatenz oder Internetverfügbarkeit. „Gleichzeitig nutzt Maddox AI die Cloud für zentrale Analysen, standortübergreifende Vergleiche und sichere Updates“, erklärte Droege. So lernen Werke voneinander, und Best Practices verbreiten sich ohne Medienbrüche.

Für die Integration einer Lösung wie Maddox AI gilt, dass offene Schnittstellen die schnellstmögliche Anbindung fördern und ermöglichen. Digitale I/Os und OPC UA verbinden die Lösung mit der SPS, REST APIs mit MES/ERP. Erst wenn Daten frei fließen, wird Qualität von der Zelle bis ins Management‑Dashboard transparent. Governance-Funktionen in Maddox AI stellen sicher, dass Änderungen nachvollziehbar bleiben und Compliance-Vorgaben eingehalten werden.

Von der Detektion zur Optimierung

NextGen Vision-Systeme wie Maddox AI automatisieren nicht nur die Erkennung, sondern sie liefern auch strukturierte Daten für Ursachenanalysen. Heatmaps etwa lokalisieren Fehlerzonen, Pareto-Analysen priorisieren Gegenmaßnahmen, und Alerts machen frühzeitig auf Probleme (z. B. hoher Ausschuss) in der Produktion aufmerksam. „Den Rückmeldungen zahlreicher Anwender von Maddox AI ist zu entnehmen, dass die größten Einsparungen nicht allein durch die Automatisierung entstehen, sondern durch die Prozessoptimierungen, die mit den Daten möglich werden“, so Droege. Damit wird Qualitätssicherung vom End‑of‑Line-Gatekeeper zum Taktgeber einer lernenden Produktion.

Use Cases aus der Praxis und branchenspezifische Anforderungen

Ein Einsatz in der Kunststofffertigung verdeutlicht den Nutzen von Maddox AI plastisch: Zuvor erfolgte die Prüfung manuell, mit hohem Personalaufwand und schwankender Qualität. Nach Einführung der KI-Plattform sank der Pseudoausschuss drastisch, Kundenreklamationen verschwanden nahezu vollständig. Zusätzlich ermöglichte die Datenanalyse Optimierungen entlang der gesamten Linie, was jährliche Einsparungen im sechsstelligen Bereich einbrachte.

Ein weiteres Anwendungsbeispiel betrifft stark reflektierende Oberflächen. Wo regelbasierte Systeme an wechselnden Reflexionen scheiterten, erzielten überwachte Modelle nach konsistenter Datenharmonisierung stabile Ergebnisse. Der Wartungsaufwand fiel spürbar, Nachjustagen wurden durch kurze, planbare Update‑Slots ersetzt. „Die Robustheit gegenüber Umgebungsveränderungen ist für den Shopfloor Gold wert“, betonte Droege.

In regulierten Bereichen zählen zudem Dokumentation, Nachvollziehbarkeit und stabile Prozesse. NextGen-Systeme wie die Maddox AI Plattform bieten deshalb lückenlose Nachverfolgbarkeit, reproduzierbare Modellstände und klar definierte Freigaben. Gleichzeitig profitieren Elektronik, Verpackung und Konsumgüter von der Fähigkeit, Variantenvielfalt zuverlässig abzudecken, auch bei häufigen Chargenwechseln und Schichtübergaben.

Akzeptanz und Perspektive: Der Pfad zur selbstoptimierenden Fabrik

Die technische Reife ist das eine, die Hürde der Erstinvestition das andere. Erfolgsgarant sind Modelle, die Erprobung im Werk zulassen und erst bei nachgewiesener Leistung Kosten auslösen. So verschiebt sich der Diskurs von Versprechen zu Ergebnissen, und Teams erleben unmittelbar, wie KPI-Verbesserungen entstehen. Transparente Metriken und saubere Baselines schaffen Vertrauen in die Technik und in den Veränderungsprozess.

Mit zunehmender Vernetzung werden Qualitätsdaten zu Steuergrößen. Statt nur Fehler zu identifizieren, liefert die automatisierte Prüfung kontinuierlich strukturierte Informationen über Qualitätsabweichungen. Diese Daten ermöglichen eine systematische Analyse von Ursachen, decken Muster im Produktionsverlauf auf und unterstützen gezielte Verbesserungsmaßnahmen. „Wir sehen die Entwicklung klar in Richtung selbstoptimierender Fabriken, in denen Qualitätsdaten unmittelbar in die Steuerung einfließen“, fasste Droege zusammen. Klassische Systeme bleiben zwar für einfache Messaufgaben relevant, doch der Hebel liegt in der Verknüpfung von KI, Daten und Automatisierung in Plattformen wie Maddox AI.

NextGen Vision Systeme wie etwa Maddox AI überwinden die Limitierungen klassischer Bildverarbeitung und öffnen die Tür zu datengetriebener Prozessverbesserung. One‑Click‑Training, Edge Deployment und datenzentrierte Methoden machen KI praxistauglich und skalierbar. Wer jetzt investiert, baut nicht nur Ausschuss und Kosten ab, sondern etabliert eine Qualitätskultur, die kontinuierlich lernt, und schafft das Fundament für Wettbewerbsfähigkeit in dynamischen Märkten.

Autor: Patrick Schulze, Journalist